So lautet der Titel eines Artikels, der Anfang Dezember auf Zeit Online veröffentlicht wurde. Ohne den Artikel gelesen zu haben, könnte ich sofort einen gewichtigen Grund nennen, warum ein E-Bike mit Sicherheit unter vielen Weihnachtsbäumen nicht auftauchen wird: der Preis.
In einem Land, in dem ein nicht gerade geringer Prozentsatz von Menschen am Ende des Geldes noch ein Menge Monat vor sich hat, den es zu finanzieren gilt, finde ich so einen Titel geradezu unverschämt und peinlich. Was gibt es dann nächstes Jahr? Ein Elektroauto für die Gattin und ein Pferd für die Tochter? So ein Pferd erfüllt auch viele der vom Autor genannten Gründe für ein E-Bike unter dem Weihnachtsbaum:
- Ein E-Bike ist günstig.
- Ein Pedelec braucht wenig Platz.
- Pedelec fahren ist immer noch Rad fahren.
- Ein E-Bike motiviert.
- E-Bikes sind sauber.
- Pedelecs machen gesund.
- E-Bikes sind cool.
Auch Pferde sind „cool“, sie motivieren bestimmt auch viele Menschen, sich zu bewegen und sind vielleicht auch förderlich für die Gesundheit. Geht es aber nicht ein wenig bescheidener? Ich dachte immer, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten. Feiern wir Weihnachten eigentlich nur noch wegen der Geschenke?
Doch jetzt zum Artikel selbst. Ich habe selten einen Text gelesen, in dem die Begriffe „E-Bike“ und „Pedelec“ derart wild durcheinander verwendet wurden. Das finde ich für eine renommierte Wochenzeitung wie die ZEIT etwas schwach. Was soll ich mir denn jetzt unter den Tannenbaum legen? Ein E-Bike oder ein Pedelec. Beim Pedelec (Electrically Power-Assisted Cycle) muss ich noch selbst in die Pedale treten. Der Elektromotor bietet nur eine Tretunterstützung. Wenn ich aufhöre zu treten oder schneller fahre als 25 km/h, schaltet sich der Elektromotor automatisch ab. Für ein Pedelec brauche ich im Gegensatz zum E-Bike keine Betriebserlaubnis. Womit wir schon beim E-Bike wären. E-Bikes, auch Leichtmofas genannt, fahren auch ohne dass ich in die Pedale trete mit reiner Motorkraft. Sie sind versicherungspflichtig, auch wenn ihre Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h gedrosselt ist.
Kommen wir zum Preis. Ein E-Bike sei mit einem Anschaffungspreis von knapp 2000 Euro günstig, so der Autor. Ob man für 2000 Euro schon ein gescheites Pedelec oder E-Bike bekommt, lassen wir jetzt mal außen vor. Auch „günstig“ ist relativ. Wenn sich mein monatliches Nettoeinkommen auf mehr als 5000 Euro beläuft, dann ist so ein „Elektro-Fahrrad“ – so nenne ich es jetzt mal – sicher günstig oder immer noch günstiger als ein gebrauchter Kleinwagen. Aber Otto Normalverbraucher kauft sich und seinen Lieben so ein Elektro-Fahrrad bestimmt nicht mal so zwischendurch. Zumal in ein Auto mehrere Personen passen, auf ein Elektro-Fahrrad aber nur eine Person zur Zeit. Abgesehen von den Anschaffungskosten verursachen Elektro-Fahrräder auch Folgekosten. Schließlich muss man den Akku laden, und zwar mit Strom, und der fließt aus der Steckdose auch nicht gerade kostenlos. Ein E-Bike ist außerdem noch versicherungspflichtig.
Wie sieht es mit dem Platzbedarf solch eines Elektrofahrrades aus? Da stimme ich Herrn Domes zu. Ein Elektrofahrrad benötigt weniger Platz als ein Auto. Auf einem Autoparkplatz kann man sicherlich viele Räder abstellen. Allerdings wage ich es zu bezweifeln, dass auf einem Autoparkplatz 10 Elektro-Fahrräder Platz finden.
Auch wäre es schön, wenn man sein (Elektro-)Fahrrad auf so einem Parkplatz nicht nur abschließen sondern auch anschließen könnte. 2000 Euro und mehr wollte ich nicht unbedingt ungesichert irgendwo stehen lassen. Mit an den Arbeitsplatz nehmen ist auch keine Option. Wer schleppt schon gut 20 kg – und so viel wiegt ein normales E-Bike oder Pedelec mindestens – ein paar Stockwerke rauf und wieder runter.
„Pedelecs machen gesund“, so Herr Domes. Wenn ich das bloß früher gewusst hätte, dann wäre ich im Krankheitsfall nicht zum Arzt gegangen, sondern hätte mir ein Pedelec gekauft.
Und auf dem Elektrorad werden die Gelenke beim Fahren stärker geschont als auf einem normalen Fahrrad – weil der Fahrer gleichmäßig unterstützt wird.
Lieber Herr Domes, ich weiß nicht, wie Sie Rad fahren, aber meine Gelenke sind auch nach jahrelangem Rad fahren ohne Tretunterstützung durch einen Elektromotor top in Schuss. Ich tue etwas für meine Gesundheit, wenn ich Rad fahre. Ich stärke sicherlich auch mein Immunsystem, aber heilende Wirkung – sozusagen durch Hand oder sollte ich sagen Motor auflegen – haben Pedelecs sicherlich nicht.
„E-Bikes sind cool“. Wenn ich irgendetwas total „uncool“ finde, dann ist es das Adjektiv „cool“. Es reicht, dass ich mir dieses abgelutschte, nichtssagende und überstrapazierte Wort in meiner Firma bei der wöchentlich stattfindenden Team-Besprechung um die Ohren hauen lassen muss, aber dass selbst die ZEIT mit so einem abgedroschenen Adjektiv daherkommt, enttäuscht doch sehr.